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Vision 2050: Wünschenswerte Zukünfte einer resilienten Informationsgesellschaft

14.04.2025

Im Zukunftsprozess zum Auftakt der Allianz für die resiliente Informationsgesellschaft haben wir gemeinsam mit 40 Expert*innen aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Medien einen Tag lang Visionen und mögliche Wege dahin entworfen. Dafür haben wir uns folgendes Szenario vorgestellt: Wir schreiben das Jahr 2050. Zu diesem Zeitpunkt leben wir in einer resilienten Informationsgesellschaft, in der kaum Desinformationen verbreitet werden und die Rahmenbedingungen für eine demokratische Informationsgesellschaft geschaffen sind. Vier Schwerpunktthemen, die Alexander Sängerlaub in einem Policy Paper im Rahmen der Zusammenarbeit in der Allianz als zentrale Resilienzfaktoren herausgearbeitet hat, dienten als Bezugspunkte der Gruppenarbeit: Bürger*innen/Gesellschaft, Journalismus, Social-Media-Plattformen und politische Rahmenbedingungen/Demokratie.

Nachfolgend fassen wir die entstandenen Zukunftsbilder zusammen:

1. Wie sieht 2050 die Gesellschaft für nachrichtenkompetente und aktive Bürger*innen innerhalb eines funktionierenden Informationsökosystems aus?

Wenn es nach den Teilnehmenden der Arbeitsgruppe geht, leben wir im Jahr 2050 in einer Gesellschaft, in der eine gemeinwohlorientierte Informationsinfrastruktur das Fundament für den Zugang zu Informationen bildet – mit vergesellschafteten Daten und genossenschaftlich organisierten Plattformen. Die Menschen sind nachrichten- und datenkompetent, denn diese Fähigkeiten werden bewusst und in vielfältigen Formaten gefördert. 

Öffentliche Räume und Alltagsorte dienen als lebendige Begegnungs- und Bildungsorte, an denen demokratischer Dialog gefördert wird. Solidarität und soziale Gerechtigkeit werden aktiv gelebt. Transparenz und Vertrauen prägen das Miteinander ebenso wie eine tief verankerte Bürgerbeteiligung durch Bürgerräte. So ist Dialogkompetenz – also das klare Sprechen und aufmerksame Zuhören – eine zentrale gesellschaftliche Fähigkeit geworden. Konstruktive Dialoge werden ebenfalls möglich durch eine von früh an erlernte Ambiguitätstoleranz sowie durch die Fähigkeit, verschiedene Perspektiven und komplexe Zusammenhänge wahrzunehmen, einzuordnen und miteinander zu verbinden. 

In dieser vernetzten und reflektierten Gesellschaft steht das Gemeinwohl im Zentrum – getragen von aktiven, kompetenten und verbundenen Bürger*innen. Über die politische Mitsprache und -gestaltung erfahren sie Selbstwirksamkeit.

2. Wie sieht 2050 ein wünschenswerter Journalismus innerhalb eines funktionierenden Informationsökosystems? 

Für die Teilnehmenden der Arbeitsgruppe ist Journalismus im Jahr 2050 ein integraler Bestandteil einer redaktionellen Gesellschaft, in der alle Menschen befähigt sind, mit Informationen kompetent umzugehen und sie aktiv mitzugestalten. Partizipativer Journalismus auf Augenhöhe – etwa in Form von Community-Projekten oder lokalen „Dorfredaktionen“ – schafft Nähe, Dialog und lokale Verankerung. In jeder Stadt bieten öffentliche Orte wie Bibliotheken oder Häuser des Journalismus Raum für Austausch, journalistisches Arbeiten und Medienbildung. 

Gemeinwohlorientierte Nachrichtenplattformen, getragen durch faire Kooperationen mit KI, sichern die Verbreitung qualitativer Inhalte. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist aktiv durch Bürger*innen getragen und als digitale Infrastruktur allgemein zugänglich – gestützt durch neue Finanzierungsmodelle sowie eine reformierte Haushaltsabgabe. Der Journalismus ist transparent, vielfältig, bildend und konstruktiv. Dadurch dient er als Vertrauensanker und Orientierungshilfe – eine Art „Wikimedia des Journalismus“ –, unterstützt durch eine neue, parteiunabhängige Öffentlichkeitspolitik. Regulierte Plattformen ermöglichen  gemeinwohlorientierten Journalismus. Medienkompetenz ist längst Schulfach, denn föderale Barrieren dafür sind abgebaut. Die Wege in journalistische Berufe stehen vielen Menschen offen. Der Journalismus 2050 ist nahe an den Menschen, demokratisch verankert und dem Gemeinwohl verpflichtet.

3. Wie sehen 2050 wünschenswerte Social-Media-Plattformen innerhalb eines funktionierenden Informationsökosystems aus?

Für die Teilnehmenden dieser Arbeitsgruppe ist klar: Im Jahr 2050 sind Social-Media-Plattformen dezentral organisiert, lokal verankert und zugleich global vernetzt – als „Global Villages“ und „Local Niches“ verbinden sie Gemeinschaften weltweit auf Augenhöhe. Sie sind dabei barrierefrei, öffentlich zugänglich und als Safer Spaces gestaltet, die demokratische Teilhabe und Vielfalt fördern. Die Trennung zwischen sozialer Interaktion und Informationsvermittlung ist klar erkennbar, Algorithmen sind transparent, gestaltbar und unterliegen der Kontrolle der Nutzer*innen. 

Plattformen agieren interoperabel – mit einer klaren, einheitlichen Plattformidentität analog zur Telefonnummer, etwa über ein digitales Wallet. Eine internationale Regulierungsbehörde – analog zur Luftraumüberwachung – wacht über technische Standards, Regulierung und Gemeinwohlorientierung.

Soziale Medien sind Teil einer öffentlich finanzierten, gemeinnützigen Basisinfrastruktur, vergleichbar mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Personalisierte Werbung wurde verboten, seither orientiert sich die Nutzungserfahrung an Qualität statt Klickzahlen. Die Moderation der Plattformen ist professionalisiert und gesellschaftlich anerkannt – sie fungiert als Vertrauensanker. Ein besseres Verständnis für die Wirkung von Social-Media-Konsum gehört zur allgemeinen Bildung; verantwortungsvolle Nutzung ist gelebter Alltag. Diese neue Generation von Plattformen wurde frühzeitig durch Pilotprojekte initiiert und ist 2050 ein zentraler Baustein eines funktionierenden Informationsökosystems.

4. Wie sehen 2050 die wünschenswerten politischen und demokratischen Rahmenbedingungen für ein funktionierendes Informationsökosystem aus?

Die Teilnehmenden dieser Gruppe haben über die notwendigen Rahmenbedingungen einer resilienten Informationsgesellschaft nachgedacht. Diese stützen sich im Jahr 2050 auf einen angemessenen Umgang mit Komplexität: Politische Entscheidungen berücksichtigen langfristige Perspektiven, fördern den offenen Umgang mit Fehlern und belohnen Kompromissfähigkeit. Kontinuierliche Dialoge zwischen Politik, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft sind transparent und fest etabliert. Die Demokratie wurde partizipativ weiterentwickelt – Gesetzgebungsverfahren beinhalten heute die verbindliche Mitwirkung von Nichtregierungsorganisationen und anderen gesellschaftlichen Gruppen. Bibliotheken haben sich zu modernen, moderierten Beteiligungsräumen entwickelt, in denen politischer Dialog stattfindet und gemeinschaftlich Lösungen erarbeitet werden. Ein inklusives Wahlrecht ab Geburt stärkt die politische Teilhabe von Anfang an. 

Die demokratische Infrastruktur wird durch Maßnahmen wie subventionierte Abonnements für lokale Medien und ein Ministerium für psychologische Resilienz ergänzt, welches das gesellschaftliche Wohlbefinden und den Umgang mit Unsicherheit stärkt. Europa ist 2050 im Sinne einer Europäischen Republik geeint, mit einer gestärkten gemeinsamen Öffentlichkeit und abgestimmten demokratischen Standards. Dieses politische Umfeld bildet das Rückgrat eines resilienten, inklusiven und gemeinwohlorientierten Informationsökosystems.


Fotos: Norman Posselt

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